§ 15 II. Inlautschreibung

  1. Gerät auslautendes <d> in den Inlaut, so
    1. assimiliert es sich mit dem vorangehenden l und n, was auch geschrieben wird:
      1. <ld> wird nun [l] gesprochen und <ll> geschrieben, 89
        z.B. Biller („Bilder“), Geller („Gelder“), wille („wilde“)
        z.B. mellen, ik mell, du mellst, he mellt, wi mellt 90 („melden“, „ich melde“, „du meldest“, „er meldet“, „wir melden“)
      2. <nd> wird nun [n] gesprochen und <nn> geschrieben, 91
        z.B. Kinner („Kinder“), Hunn/Hunnen („Hunde“), 92
        z.B. wennen, ik wenn, du wennst, he wennt, wi wennt 93 („wenden“, ich wende“, „du wendest“, „er wendet“, „wir wenden“)
    2. bleibt es erhalten
      1. wenn es gesprochen wird,
        z.B. Kleder („Kleider“) 94
      2. aber auch, wenn es nach langem Vokal nicht mehr gesprochen wird,
        z.B. laden („laden“), schaden („schaden“), Steden („Stätten“). 95
  2. Gerät auslautendes <dd> in den Inlaut, bleibt es erhalten,
    z.B. Padden („Pfade“). 96
  3. Gerät auslautendes <t/tt> in den Inlaut, gilt Folgendes:
    1. Das <t/tt> bleibt erhalten
      1. in <-cht>, <-ft>, <-st>, auch wenn es in der Aussprache abgeschliffen ist, 97
        • <-cht>,
          z.B. Lichter/Lichten („Lichter“), Nachten („Nächte“)
        • <-ft>,
          z.B. Schriften, Warften („Werften“)
        • <-st>,
          z.B. Kisten („Kisten“)
      2. in Ordnungszahlen, 98
        z.B. tweet - twete („zweit“ - „zweite“), drütt - drütte („dritt“ - „dritte“), veert – veerte („viert“ - „vierte“), föfft - föffte („fünft“ - „fünfte“)
      3. in Bruchzahlen, 99
        z.B. Drüttel („Drittel“), Veertel (Ausnahme: Veddel/Viddel) („Viertel“), Föfftel („Fünftel“)
      4. wenn es ein Konjugations- <t> des Partizips Präteritum schwacher Verben ist,
        z.B. verdaddert - verdadderte („verdutzt“ - „verdutzte“), verdüvelt - verdüvelte („verteufelt“ - „verteufelte“), vermurkst - vermurkste („verdorben“ – „verdorbene“),
        ebenso
        z.B. verdreiht - verdreihte („verdreht“ - „verdrehte“), verenkelt - verenkelte („vereinzelt“ - „vereinzelte“), vergrellt - vergrellte („erzürnt“ - „erzürnte“), verklaamt - verklaamte („erstarrt“ - „erstarrte“), vernückert - vernückerte („verkümmert“ – „verkümmerte“). 100
      5. wenn das Suffix <t> zusammengesetzter Adjektive n den Inlaut gerät,
        z.B. dreebeent - dreebeente („dreibeinig“ - „dreibeinige“), dreetimpt - dreetimpte („dreispitzig“ - „dreispitzige“) 101
      6. wenn einem Konsonanten plus <t> ein kurzer Vokal vorausgeht,
        z.B. Kanten („Kanten“) 102
      7. wenn die hochdeutschen Entsprechungen statt eines „t/tt“ ein „ß“ haben,
        z.B. groot - grote („groß“ - „große“), Maat - Maten („Maß“ - „Maße“).103
    2. Geht dem <tt> ein kurzer Vokal voraus, wird - obwohl inlautend stets stimmhaft [d] gesprochen wird - unterschiedlich <dd> oder <tt> geschrieben,
      z.B. Bett - Bedden („Bett“ - „Betten“), Bitt - Bidden („Bitte“ - „Bitten“), glatt - gladde („glatt“ - „glatte“), Wett - Wedden („Wette“ - „Wetten“)
      z.B. Bett - Betten („Beet“ - „Beete“), Matt - Matten („Matte“ - „Matten“), Nett - Netten („Netz“ - „Netze“), Schott - Schotten („Schott“ – „Schotten“), Schütt - Schütten („Schütze“ - „Schützen“), Watt - Watten („Watt“ – „Watten“). 104
    3. Das t von <-st>
      1. bleibt erhalten,
        z.B. Deensten („Dienste“), eernste („ernste“), eerste („erste“), Kisten („Kisten“) 105
      2. assimiliert sich mit dem vorangehenden s, so dass man <ss> schreibt 106, s. dazu unten Abs. 4.
    4. Ansonsten gilt:
      1. Bleibt es bei der stimmlosen Aussprache [t], bleibt die Schreibung <t>,
        z.B. in Bruten („Bräute“), Harten („Herzen“), Hölter („Hölzer“). 107
      2. Kommt es zu einer stimmhaften Aussprache [d], wird <d> geschrieben,
        z.B. gode („gute“), harde („harte“), lude („laute“), rode („rote“), Tieden („Zeiten“). 108
    1. Tritt eine Assimilation in Wörtern mit <-st> auf, kann das in der Schreibung berücksichtigt werden,
      z.B. Kasten, Kassen („Kasten“). 109
    2. In der Lautfolge <-rst> fällt das r häufig aus, danach kann sich das t an das s assimilieren. Das kann in der Schreibung zum Ausdruck kommen,
      z.B. barsten, basten, bassen („bersten“).