Vorbemerkungen

Kurzfassung

Eine Anlehnung der niederdeutschen Schreibweise an die hochdeutsche Orthographie liegt nahe, weil die Ausgangssprache der Leserinnen und Leser niederdeutscher Texte im Allgemeinen Hochdeutsch ist. Daher hielt schon Agathe Lasch diese Anlehnung für „das Natürliche“.1

Hiervon ausgehend folgte Johannes Saß dem hochdeutschen Schriftbild, soweit die niederdeutsche Lautung nicht oder nur unwesentlich von der hochdeutschen abweicht, und schrieb nur dort anders, wo die niederdeutsche Lautung wesentlich anders als die hochdeutsche ist. Das lässt das Schreiben einfach erscheinen.

Saß formulierte Regeln für die niederdeutsche Sprache auch ausreichend flexibel, um mundartliche Besonderheiten berücksichtigen zu können, wofür in den Vorbemerkungen, in der Wörterliste und im Anhang der Saß’schen Wörterbücher Beispiele gegeben werden.2

Dieser Weg führte zum Erfolg. Dieter Stellmacher urteilt: „Heute richtet man sich in breiten Kreisen nach Saß.“3 Willy Sanders erkennt sie als „die am meisten verbreitete Rechtschreibregelung“ im Niederdeutschen.4 Wolfgang Lindow et al. bescheinigen den Regeln eine „hohe Akzeptanz“.5 Auch Birgit Kellner spricht von der „heute meistverbreiteten Orthographie von Johannes Saß“.6

Den Erfolg spiegeln ebenfalls die positiven Stellungnahmen, die unter www.sass-plattdeutsches-woerterbuch.de abgedruckt sind.

Für diese Akzeptanz wird auch eine Rolle gespielt haben, dass Saß mit 19 Schreibregeln auskommt, die es noch einmal einfach erscheinen lassen, „nach SASS“ zu schreiben.

Diese kurze Fassung wurde vereinbart auf Veranlassung und unter Mitwirkung der Fehrs-Gilde im Jahre 1956 zwischen Vertretern aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Oldenburg. Sie wurde von der Fehrs-Gilde im Jahre 2000 aktualisiert und im Jahre 2006 nochmals überprüft.

Die Kurzfassung wird hier auch ins Niederdeutsche übersetzt.

Langfassung

Die Kurzfassung enthält nur die wichtigsten Regeln. Die nachstehende Langfassung wurde in Vorbereitung des „neuen SASS“ im Jahre 2000 erstellt.

Dies geschah vor allem durch Offenlegen der sog. verdeckten Regeln, die sich aus der Lektüre des Wörterverzeichnisses von 1957 ergaben. Auch sie wurde im Jahre 2006 nochmals überprüft. Die Langfassung macht sichtbar, dass es bei Saß viele Ausnahmen, auch einige Ausnahmen von Ausnahmen gibt. Ihre Beseitigung hätte die Gesamtheit der Regeln wesentlich einfacher gemacht, ist aber mit Rücksicht auf die Schreibtradition meistens unterblieben. So erschien es nicht durchsetzbar, im Wort geel wie hochdeutsch gehl zu schreiben. Selbst die Beseitigung der Möglichkeit, neben Buer auch Buur zu schreiben, wie es Lehrer nachdrücklich gefordert hatten, ist nicht überall begrüßt worden.

Mit der Langfassung sollen die verdeckten Regeln aufgedeckt und das gesamte Regelwerk zusammenhängend dokumentiert werden.

Ich bedanke mich bei Anja Ley für die kritische Durchsicht und Anregungen.

Glinde/Glinn, im Oktober 2014

Heinrich Thies